Freiwilliges Soziales Jahr auf der Kinderintensivstation

Hallo!
Mein Name ist Kristin, ich bin 22 Jahre alt und habe mein Freiwilliges Soziales Jahr im Klinikum Saarbrücken auf der Kinderintensivstation gemacht.

Kurz vor meiner Abiturprüfung ging es mir genauso, wie es vielen von euch jetzt wohl gerade geht. Tausende Fragen beschäftigten mich: Was soll ich machen? Studieren? Oder doch lieber eine Ausbildung? Und wo? Weg von Zuhause oder erst einmal hier bleiben? Die Fragen nahmen kein Ende, doch wirkliche Antworten darauf habe ich auf Anhieb nicht gefunden. Was ich wusste: Ich brauche noch etwas Zeit. Und ich will anderen Menschen helfen! Also habe ich mich beim Deutschen Roten Kreuz beworben und wurde auch direkt zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Dort wurden mir in entspannter Atmosphäre alle Möglichkeiten, die ein FSJ bietet, aufgezeigt. Für mich war sehr schnell klar, dass ich im Krankenhaus arbeiten möchte und dass ich etwas mit Kindern machen will. Durch die Mithilfe bei der Pflege meiner kranken Schwester und den damit verbundenen vielen Krankenhausaufenthalten habe ich gemerkt, wie wichtig eine gute Pflege und Betreuung sowohl für den Patienten und insbesondere auch für die Angehörigen ist. Also ging es ein paar Wochen später zum Vorstellungsgespräch ins Klinikum Saarbrücken. Bereits am Ende des Gesprächs stand mein Einsatzort fest: die Kinderintensivstation.

Im September startete dann mein FSJ offiziell mit der ersten Seminarwoche. Nervös und angespannt kam ich in Saarbrücken an und verlor sofort sämtliche Scheu, als ich meine Gruppe in diversen Vetrauensspielen kennenlernte. Und auch unsere Gruppenleitung, Angela, machte uns den Einstieg besonders leicht. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir in der Gruppe ein Gefühl von Verbundenheit und Vertrauen aufgebaut, das es einem ermöglichte, auch einmal offen über die Dinge zu reden, die nicht so gut laufen.

Meine Hauptaufgaben in meiner Einsatzstelle lagen bei der Pflege der Kinder, aber auch Botengänge und kleinere Reinigungsarbeiten gehörten zu meinem Arbeitsalltag dazu. Ich weiß noch, wie extrem nervös und zittrig ich war, als ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Frühchen halten, füttern und wickeln sollte – „unmöglich, ich mach das kleine Wesen kaputt“, schoss es in meinen Kopf. Doch was anfangs unmöglich schien wurde irgendwann zu meinem Alltag. Nach einigen Monaten durfte ich etwas größere und vor allem stabile Kinder eigenverantwortlich betreuen, eine Schwester war jedoch immer Ansprechpartnerin für mich. Ich fütterte, wickelte, zeigte den frischgebackenen Eltern wie man ein Baby badet; und immer hatte ich großen Spaß dabei. Der Kontakt zu meinen Kollegen, die Gespräche mit den Eltern, den Fortschritt den die kleinen Babys durch unsere Pflege machten, all das gab mir jeden Tag die Bestätigung, dass ich etwas Gutes tue. Dass das, was ich da mache auch Sinn macht! Mein absolutes Highlight in diesem Jahr war eine Geburt, bei der ich dabei sein durfte. Aber nicht immer war es so schön... Es gab auch viele kleine Babys, denen wir nicht helfen konnten. Dass nicht immer alles schön und rosig ist im Krankenhaus, das war mir von vorneherein klar. Aber manchmal kam ich wirklich an meine Grenzen. So viel Leid und Schicksal erschien mir manchmal zu schwer für meine jungen Schultern. Aber zum Glück hatte ich ein Team aus Schwestern, Ärzten und Pflegern um mich herum, das mich innerhalb sehr kurzer Zeit integriert hat und mir dabei geholfen hat, immer besser mit solchen Situationen klar zu kommen. Und auch das Team vom DRK war stets zur Stelle. In den Seminarwochen gab es ausreichend Raum und Platz, um Zweifel, Ängste und Sorgen anzusprechen. Dort habe ich gemerkt, dass ich nicht alleine bin. Und alleine war man in den Seminarwochen nie! Für mich waren sie jedes Mal ein Highlight! Nicht nur, dass sie Entspannung vom stressigen Klinikalltag boten und wir neue Dinge lernten, dort warteten mittlerweile lieb gewonnene Freunde auf mich. Beim gemeinsamen Kochen, bei Ausflügen und Gruppenprojekten konnten wir uns kennenlernen und Freundschaften schließen. Und manche Freundschaften, die in dieser Zeit geschlossen wurden, existieren noch heute. Der krönende Abschluss war für alle die Fahrt nach Köln, wo wir unsere gemeinsame Zeit mit einem Schloss an der Rheinbrücke auf ewig festgehalten haben.

Für mich war mein FSJ rückblickend die beste Entscheidung, die ich damals treffen konnte. Ich habe sehr viel gelernt, über andere und auch über mich. Ich wurde gefördert und gefordert und konnte oftmals über mich hinauswachsen. Meine Erfahrungen begleiten mich bis heute und haben mir sehr dabei geholfen zu dem Menschen zu werden, der ich heute bin. Und auch die Menschen, die mich damals begleitet haben, sind noch immer Teil meines Lebens.

Allen, die ein FSJ beim DRK absolvieren, wünsche ich viel Spaß und Durchhaltevermögen. Mein persönliches Fazit: Etwas Gutes tun kann einem selbst gut tun!

Liebe Grüße
Eure Kristin